300 Jahre Chorgesang in Hasel - die Geschichte unseres Vereins - Die Haseler Ortsgeschichte berichtet von einer ersten Erwähnung eines Singvereins als Kirchenchor im Jahre 1722. Leider verliert sich diese Spur wieder bis ins Jahr 1838. In diesem Jahr wurde von Pfarrer Leitz und Lehrer Faulin ein Chor zur Verbesserung des dürftigen Kirchengesangs gegründet. Laut der Haseler Chronik (Ausgabe Heinrich Weidner) wurde am 12. August 1838 der Beschluss gefasst, die Melodien des Gesangbuches, welche bis dahin nach dem Zahlensystem angelernt wurden, nach Noten einüben zu lassen. Zu diesem Zwecke wurden aus den Schülern der Oberklasse und den Christenlehrpflichtigen (damals vier Jahrgänge) (erneut?) ein "Singverein" gegründet, welchem später auch Ältere beitraten. Im Winter 1838/39 trat der neue Verein erstmals in der Kirche auf. Zur Anschaffung der 70 Liederbücher wurden die Schulstrafgelder verwendet. Auch der Almosenfonts steuerte Unterstützung bei. Fortan wurde in der Kirche vierstimmig gesungen. Schon 1844 und 1848 wird nach einer Kirchenvisitation berichtet: „Der Kirchengesang in der Hasler Kirche hat eine hohe Stufe erreicht“. Und 1851: „Der gottesdienstliche Gesang darf nun als rein, ausdrucksvoll und kräftig bezeichnet werden“. In dieser Zeit wurde der Verein in „Kirchenchor Hasel“ umbenannt. Nachdem die Gemeinde 1861 eine Orgel erhalten hatte, hielt man die Fortführung des Chores leider nicht mehr für notwendig. Erst 1882, unter Pfarrer Menton, wurde er wieder von neuem ins Leben gerufen und blieb dann, unterbrochen durch den ersten Weltkrieg, bis 1939 bestehen. Während des 2. Weltkrieges ruhte die Vereinstätigkeit. Danach, im Jahre 1947 gründete man den Verein neu und benannte ihn in „Gemischter Chor Hasel“ um. Ältere Sängerinnen und Sänger erzählten von einer regen Vereinstätigkeit. Man gab Konzerte, die in der Regel mit Theateraufführungen der Chormitglieder ergänzt wurden. Leider konnten keine Bilder von Auftritten des Gemischten Chores sowie seiner Vorläufer gefunden werden. Männerchor Im Herbst 1874 fanden sich im ehemaligen Gasthaus zum Maien einige sangesfreudige Männer zusammen, um über die Gründung eines Männerchors zu sprechen. Um Singstunden abhalten zu können galt es zunächst ein Musikinstrument anzuschaffen bzw. zu finanzieren. Die Gründer kamen überein, aus eigenen Mittel Lose der Pferde- Lotterie Donaueschingen zu kaufen. Das Glück war ihnen hold, bei der Ziehung erzielten sie einen Treffer und gewannen ein Pferd. Das gewonnene Pferd wurde sofort verkauft. Vom Erlös erwarb man ein Harmonium und die erste Vereinsfahne. Die Gründung des Gesangvereins Männerchor Hasel fand dann im Jahre 1875, verbunden mit der Fahnenweihe statt. Nach den beiden Weltkriegen galt es, den Verein wieder zu erneuern. So konnte man im Jahre 1925 mit einem großen Jubiläumsfest das fünfzig jährige Jubiläum feiern. In dieser Zeit errang der Verein unter Dirigent Fr. Ruderer mehrere Preise und andere gesangliche Erfolge. Der Zweite Weltkrieg zerstörte jegliches Vereinsleben und mancher Sänger kehrte damals nicht mehr zurück. Erfreulicher Weise fanden sich zwei Jahre nach Kriegsende schon wieder Männer zusammen, um den Verein wieder in Gang zu bringen. Die erste Generalversammlung nach dem Krieg fand am 14. März 1947 im Gasthaus zum Pflug statt. Als Dirigent konnte Hermann Felber aus Wehr verpflichtet werden. Schon zwei Monate später, am 25. Mai 1947, wurde im Saal des Gasthauses zur Krone das erste Nachkriegskonzert abgehalten. An Weihnachten folgte das zweite Konzert. Der Verein hatte wieder Fuß gefasst und es galt an die Erfolge vor dem Krieg anzuknüpfen. Zusammenschluss von Männerchor und Gemischtem Chor Die Nachkriegszeit war von einem regen Vereinsleben im Dorf geprägt. Im Jahre 1968 schloss sich der Gemischte Chor, da Männerstimmen fehlten, dem Männerchor an. Der vereinte Verein trug ab 1968 den Namen „Gesangverein Männerchor Hasel e.V. mit Abteilung Gemischter Chor.“ Erst im Jahre 1987 wurde der Verein, anlässlich einer Überarbeitung der Satzung, in „Gesangverein Hasel e.V.“ umbenannt. Als Meilensteine einer lebendigen und erfolgreichen Arbeit konnte im Jahre 1950 das 75- jährige, 1965 das 90-jährige, im Jahre 1975 das 100-jährige und im Jahre 2000 das 125- jährige Jubiläum würdig gefeiert werden. In unserem Rückblick auf die Vereinsgeschichte wollen wir versuchen einen Bogen zu spannen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, indem wir aus einige Erlebnisse, einige wenige Aspekte und Anekdoten herausgreifen wollen. Unsere Dirigenten nach dem 2. Weltkrieg Von allem die Dirigenten, die unsere Chöre im Laufe der Vereinsgeschichte leiteten, muss sicher Artur Bäckert als erster genannt werden. Beim gemischten Chor (ab 1950) und von 1953 bis 1982 beim Männerchor prägte er in dieser Nachkriegszeit ganz entscheidend das Chorleben in der Gemeinde Hasel. Über 200 Hasler haben unter seiner Leitung gesungen. Das Chorrepertoire stieg in dieser Zeit auf über 400 Lieder. In der Ära Bäckert konnten das 90 und 100-jährige Vereinsjubiläum gefeiert werden. Zu seinen schönsten Erfolgen zählten die seit 1960 durchgeführten Kurkonzerte im nahen Todtmoos. Bäckert hat sich in all diesen Jahren in besonderer Weise um unseren Verein verdient gemacht. Als er 1982 nach 32-jähriger Tätigkeit als Dirigent aus Altersgründen auf eigenen Wunsch aus dem Amt schied, wurde er zum Ehrendirigenten unseres Vereins ernannt. Mit Gunter Alle aus Raitbach konnte ein Nachfolger gefunden werden, der schnell neue Akzente setzte und mit den Sängerinnen und Sänger zehn erfolgreiche und harmonische Jahre verbringen durften, deren überraschend abruptes Finale dann einige unruhige Phase mit drei Dirigenten in kurzer Folge einleitete. Zwei Monate dirigierte Michael Herrmann, ein junger Musiker, der bereits 1990 als 16-jähriger beim Weihnachtskonzert die Chöre am Klavier begleitete. Seitdem hat diese Verbindung Bestand. Immer wieder hat er in den letzten 20 Jahren mit wachsender Professionalität unseren Gesang bei Konzerten musikalisch bereichert. Für den folgenden Zeitraum erklärte sich Jens Tönnesen bereit, den Dirigentenstab zu ergreifen. Mit ihm und den Sangesbrüdern aus Döttingen in der Schweiz wurde ab 1988 eine besonders intensive Partnerschaft gepflegt und er war es auch, der bereits im Sommer 1991 kurzentschlossen ein sprang, um unsere Chöre als Dirigent auf die erste Reise nach Schönberg-Köthel zu begleiten. Ein ganzes Jahr sollte seine Tätigkeit noch wären, bis endlich ein neuer Dirigent gefunden war. In dieser Zeit hatte Jens Tönnesen ein großes Arbeitspensum zu bewältigen und es gelang ihm nicht nur ein gelungenes Weihnachtskonzert 1992 einzustudieren, sondern eine tiefe Verbundenheit zu unserem Verein aufzubauen. Siebzehn Jahre und fünf Monate leitete anschließend Hermann Thomann beide Chöre. Zum 125-jährigen Bestehen des Vereins, wurde unter seiner Leitung ein Kinderchor gegründet, der in unseren Konzerten über Jahre mit großem Erfolg aufgetreten und bei den Haslern sehr beliebt war. Zahlreiche sehr erfolgreiche Konzerte konnten wir unter Hermann Thomanns Leitung präsentieren. Mit feinem Gespür für das Machbare hat er uns über Jahre hinweg trotz schwindender Sängerzahl durch anspruchsvolle Aufgaben geführt und das Repertoire ständig erweitert. Er hat sich nicht damit begnügt, das beliebte alte Liedgut zu kultivieren, sondern ist einem ganz persönlichen Stil gefolgt, der verlangte, thematisch geschlossene Konzerte mit präziser abgestimmter Programmfolge zu arrangieren. So erlebten wir mit dem großen, sehr erfolgreichen Konzert am 8. Mai 2010 sicherlich einen Höhepunkt unseres Leistungsspektrums vor einem vollbesetzten neuen Gemeindesaal. Hermann Thomann beendete seine Dirigententätigkeit in Hasel Ende Mai 2010. Von Juni bis September 2010 wurden beide Chöre ein weiteres Mal ad Interim von Michael Herrmann musikalisch geleitet. Mit ihm zusammen wurde in dieser Zeit ein neuer Dirigent gesucht und gefunden. Ab 13. Oktober 2010 übernahm Frau Claudia Götting beide Chöre als unsere neue Dirigentin. Frau Götting leitete die Chöre sehr professionell. Wir lernten viele neue Lieder und präsentierten sehr schöne gemeinsame Konzerte. Im Januar 2015 wurde sie von Michael Brogle abgelöst, der den inzwischen vereinten Chor bis heute leitet. Vereins-Traditionen kommen und gehen In jedem Verein leben Traditionen. Traditionen bauen sich auf aus Wiederholungen des Bewährten, sie bestehen mit denen, die sie schätzen und sie lösen sich auf und vergehen. Nichts anderes erleben Haseler Sängerinnen und Sänger den Umgang mit den Traditionen. So singen unsere Chöre seit dem Jahre 1950 in ununterbrochener Folge jedes Jahr im Markus Pflüger Heim in Schopfheim-Wiechs und wurden dafür mehrmals geehrt. Die traditionellen Kurkonzerte in Todtmoos, eingeführt unter Artur Bäckert gibt es seit 1988 nicht mehr. In diesem Zeitraum begannen aber eine rege Kontaktaufnahme zu den Schweizer Sangeskollegen aus Döttigen und ihrem Dirigent Jens Tönnesen. Die Beziehungen zu diesem Verein sind inzwischen wieder eingeschlafen. Traditionen kommen und gehen, sie alle dem Verein zu bewahren ist nicht vorstellbar oder erstrebenswert. Es ist deshalb von Zeit zu Zeit zu bedenken, welche Wert haben zu bestehen und welche wert wären wieder aufzuleben. Da gab es Gartenfeste im alten Dreschschopf, die man im neuen noch nicht gesehen hat; oder Wunschkonzerte unter Beteiligung der Bevölkerung, die in alten Berichten begeistert erwähnt werden. Auch über Suserfahrten kann man seit vielen Jahren nicht mehr berichten. Noch wandern Sänger mit Anhang jedes Jahr in den Mai. Es gelang inzwischen wieder rund 50 Personen zum Wandern zu bewegen. Aber was ist das gegen die im Schriftführerbuch Gezählten über einhundert Wanderer anno 1975. In jenen Jahren begann der Verein auch, sich an der Organisation der Burefasnacht im Wechsel und später gemeinsam mit anderen dörflichen Vereinen zu beteiligen. Auch hier darf man den Fortbestand dieser Tradition durchaus kritisch betrachten, zu-mal die Aktiven immer älter werden. Unverzichtbare und tragende Säule der Vereinsgeschichte ist die funktionierende und lebendige Beziehung zu der Kirchengemeinde. Ein großer Teil unseres Repertoires ist christlich religiöser Herkunft. Die Integration des Chorgesanges in die Planung von Gottesdienst oder kirchlichen Festen und der Niederschlag christlichen Glaubens im Liedgut eines Vereins sind prägender Bestandteil einer beseelten Dorfkultur. Sie weiterhin zu wahren und zu fördern ist unser Anliegen. Zu den herausragenden Initiativen der letzten Jahre gehört die sich seit 1991 kontinuierlich entwickelnde Sänger-Partnerschaft mit der Gemeinde Schönberg in Sachsen. Siehe dazu unser Kapitel Sängerfreunde. Licht- und Schattenseiten der vergangenen Jahre Leider ist der mit großem Engagement unserer Vorstandschaft und unseres Dirigenten aufgebauten Kinderchors nach etwas mehr als fünf Jahren im Jahre 2005 wieder eingeschlafen. Es mangelte wie so oft am notwendigen Nachwuchs. Von dem seit einigen Jahren stattfindenden Sterben der Männerchöre in unserer Gegend blieb auch unser Verein nicht verschont. So musste der Männerchor nach 140- jährigem Bestehen im Jahre 2015 mit großem Bedauern der noch verbliebenen Sänger wegen Nachwuchsproblemen seine Selbständigkeit aufgeben und sich mit dem Gemischten Chor vereinen. Seither singt leider nur noch ein Chor in unserem Dorf. Doch es gibt auch gute Nachrichten. Vor allem die gute Resonanz auf die Gründung der beiden Projektchöre in den Jahren 2013 und 2018 mit vielen neuen Stimmen lässt uns hoffen, da nach Projektende doch einige Sängerinnen und Sänger im Chor verblieben. So ist es uns in den letzten Jahren immer wieder gelungen, altersbedingte Abgänge durch neue Sängerinnen und Sänger aufzufüllen. Hoffnungsvoll auch deshalb, weil sich der mit Männerstimmen verstärkte Gemischte Chor unter der Leitung von Michael Brogle zurzeit sehr erfolgreich im Dorf und im regionalen Bereich präsentiert. Im April 2020 musste der Chor wegen der weltweiten Corona-Pandemie seinen Betrieb einstellen. Erst im Sommer 2021 durfte der Chor unter Auflagen seine Proben wieder aufnehmen. Doch im Herbst stiegen die Fallzahlen wieder und die Chorproben wurden erneute abgesagt. Im Frühjahr 2022 ebbte dann die Pandemie endlich ab und man kehrte zu geregelten Chorproben zurück. Auftritte vor Publikum wurden wieder möglich und so konnte unter anderem der traditionelle „Dorfhock mit Gesang“ im Sommer und das Weihnachtskonzert in der Peterskirche mit gutem Besuch veranstaltet werden. Inzwischen ist es auch gelungen, mehrere Sängerinnen, teilweise aus der nahen Stadt Wehr, in den Chor einzugliedern. Schön wäre es, wenn sich unsere Reihen weiter füllen würden. Der Verein braucht Sängerinnen und Sänger, daher bitten wir, neue und alte Sänger, verschließt Euch nicht, kommt zu uns. *************** erstellt von Harald Heilscher und Karlfrieder Mattes Letzte Überarbeitung im Mai 2023
Gesangverein  Hasel e.V.